Wenn es eines auffälligen Zeichens dafür bedarf, dass anscheinend eine neue Epoche angebrochen ist, dann hätte die Welt in der vergangenen Woche die Stadt Rochester im US-amerikanschen Bundesstaat New York ins Visier nehmen müssen. Dort nämlich stehen (vielmehr standen) die Filmfabriken des US-Fotografie-Giganten Kodak. Gut die Hälfte aller Bauten auf dem Firmengelände werden gesprengt und fallen damit dem Siegeszug der Digitalfotografie zum Opfer (interessante Bilder von den Abrissarbeiten finden sich in großer Menge hier bei flickr...natürlich digital).
Fotografiert wird heute so viel wie nie zuvor. Dank der mittlerweile bezahlbaren und für die meisten Zwecke durchaus ausreichenden digitalen Fototechnik hat das Medium 'Film' zunehmend an Attraktivität verloren. Nie zuvor wird so viel geknipst und soviel wieder gelöscht wie heute (auch wenn auf der Webseite des 'amateur photographer' das Gegenteil zu lesen ist, dass nämlich gut zwei Drittel aller Fotografen immer noch Film gegenüber dem digitalen Medium bevorzugen...).
Da im vorangegangenen Artikel die Rede war vom 'alten' Web und wie es sich in den vergangenen 15 Jahren verändert hat, möchte ich heute kurz auf die Entwicklung im Bereich der Digitalfotografie eingehen. Die erste Digitalkamera, die ich in Händen hielt (und die wirklich auch diese Bezeichnung verdiente), war eine Olympus D-500L, die sich unser Institut 1997 zulegte. Als 'Foto-Afficionado' war ich zunächst ziemlich skeptisch, lies sich doch die Kamera noch kaum mit meiner -- zugegebenermaßen alten, aber doch technisch weit überlegenen -- Canon T90 (the 'Tank') vergleichen. Am schlimmsten empfand ich damals die Auslöseverzögerung des Autofokus. Subjektiv gefühlte zwei Sekunden dauerte es mindestens, bis das anvisierte Objekt scharfgestellt war und die Kamera sich entschloss, endlich auszulösen. Das Ablichten bewegter Motive war damit natürlich nahezu unmöglich. Immerhin, die gute alte Olympus bot damals mit 1,3 Megapixeln eine vergleichsweise gute Auflösung (die man noch nicht einmal 'ganz' auf den damals üblichen 1024x768 Computerbildschirm brachte...). Aber es sollte noch einige Jahre dauern, bis ich mir selbst endlich eine Digitale (damals eine gebrauchte Canon D30....) zulegen sollte. Heute fotografiere ich -- bis auf gelegentliches Mittelformat -- nur noch digital...auch wenn es noch einiges an den aktuellen Kameras zu verbessern gäbe:
Da wäre natürlich zuallererst der Preis. Natürlich hätte ich auch gern so ein 'Sahneschnittchen' wie die Canon 1Ds-MkII, aber der Preis ist dabei derzeit doch eher nur etwas für Vollprofis (mit prall gefüllten Auftragsbüchern...). Immer wieder angemahnt und bemängelt wird die 'begrenzte' Empfindlichkeit der digitalen Photosensoren. Zwar gibt es auch hier Ansätze, das Problem der 'hohen Dynamik' zu meistern (HDR-Fotografie, Fuji's Foveon Sensor, oder gar ein Sinar Backpack...)...aber irgendwelche Nachteile sind immer dabei -- auch wenn es sich lediglich um den schier unglaublich hohen Preis handelt (-> Sinar oder 1Ds...).
Naja, immerhin ist es heute möglich, auch mit einem bezahlbaren digitalen Equipment anspruchsvolle Fotografie zu produzieren (die zugegebenermaßen sicherlich nur den geringsten Anteil an der heute herrschenden digitalen Bilderflut ausmacht). Es ist schließlich immer noch der Fotograf, der das Bild macht. Ein 3-Sterne Koch wird schließlich auch nicht für seine 'tollen Töpfe' gelobt (doch wird er an einer Gulaschkanone oder einem Campingkocher nicht dieselben Gerichte kochen können wie in einer komplett ausgerüsteten Gastronomieküche...).
Wie steht es bei euch mit der digitalen Fotografie? Fotografiert noch jemand mit Film? Wann habt ihr 'umgestellt'? Was waren eure ersten Erlebnisse mit einer Digitalkamera? ... ich bin gespannt.